Mittwoch, 18. Dezember 2013

Ticker I - Eine Einführung in das Tickern

Diese Vorlesung soll dem Hörer die grundlegenden Kenntnisse vermitteln, die für eine ernsthafte Teilnahme an einem Ticker benötigt werden. Dabei wird einerseits auf die verschiedenen Arten von Tickern eingegangen, andererseits sollen dem Hörer grundlegende Tickerantentpen näher gebracht werden. Aufbauend auf den hier vermittelten Inhalten wird in der weiterführenden Vorlesung Ticker II die Entwicklung eines eigenen Tickerstils behandelt.

Grundsätzlich bauen alle Ticker auf dem selben Prinzip auf. Ein Ereignis von zeitlich beschränkter Dauer (zb. ein Fußballspiel) soll möglichst unmittelbar den Lesern zur Verfügung gestellt werden. Die Darstellung ähnelt dem eines Forums, wird allerdings laufend aktualisiert und ermöglicht so eine schnelle Übermittlung von Informationen. Gleichzeitig können die User sowohl auf die von dem oder den tickernden RedakteurEn Informationen als auch auf die Inhalte ihrer sogenannten Mit-"Tickeranten" (oft wird auch der scherzhafte Begriff "Tickertanten" verwendet).
Durch den so entstehenden Austausch entwickelt sich im Idealfall eine lebhafte Diskussion. Ein besonderes Merkmal der Ticker ist die Atmosphäre. Während normale Foren oft vergleichsweise nüchtern sind, entwickelt sich in einem Ticker mitunter eine Kaffeehaus- oder Gasthausatmosphäre, der Umgang ist lockerer, es werden deutlich mehr Späße gemacht. Da Ticker keine neue Institution mehr sind, sondern bereits eine Entwicklungsgeschichte haben, verfügen sie über eine Vielzahl von Running Gags und ein Stammpublikum.

Welche Arten von Tickern gibt es nun aber?
Eine der wichtigsten Tickergattungen ist sicherlich die der Fußballticker. Im laufe eines Fußballspiels, also etwa zwei Stunden, können hier zwischen Tausend und drei- bis viertausend Postings abgegeben werden. Durch Einweihungsrituale, die typischerweise von den oben erwähnten Stammtickeranten durchgeführt werden, kann sich aber die Postingzahl in einem Ticker mitunter dramatisch erhöhen. Diese Einweihungsrituale sind im Normalfall Nonsens-Postings, heftige Kämpfe um das "unterste" Posting im Ticker oder ähnliches.
Während eines Tickers dominieren dann aber Postings zum Thema ("On Topic Postings"), gelegentliche Blödeleien und gegenseitige Provokationen, die zwischen den Anhängern der beiden Mannschaften (in Sonderfällen, wenn zwei Spiele parallel getickert werden, auch vier). Sollten zur gleichen Zeit andere Spiele, die für die Tickeranten von Interesse sind, gespielt aber nicht getickert werden, so posten einerseits die Redakteure die Tore dieser Spiele, andererseits gibt es dann im Normalfall Tickeranten, die nicht das getickerte Spiel sehen, sondern eines dieser Anderen, oder auch mehrere Spiele gleichzeitig verfolgen.
Eine große Rolle spielen auch die Gerichtsticker. Der Aufstieg dieser Ticker begann während dem Tierschutzprozess, mitverantwortlich dafür ist wohl Fr. Maria Sterkl, die durch ihren Stil und ihr Schreibtempo diese Ticker entscheidend geprägt hat.
Durch zahlreiche andere Prozesse haben die Prozessticker mittlerweile ihr eigenes Stammpersonal an Tickeranten, die Rituale sind ähnlich denen eines Fußballtickers, allerdings zeichnen sich die Prozessticker durch verstärkte Angriffe auf Richter, Anwälte, Angeklagte oder Staatsanwälte (je nach Prozess und aktueller Situation) aus, während die Tickeranten untereinander weit seltener in Streit geraten.
Wahlticker sind zwar seltener, durch ihre Dauer und das emotionale Thema werden sie aber oft besonders erbittert geführt, die Gräben zwischen den antretenden Parteien spiegeln sich im allgemeinen im Ticker wieder.
Zu Nationalratswahlen werden außerdem noch die Wahlkonfrontationen getickert. Da hier einander nur jeweils bestimmte Parteien gegenüberstehen, sind die Anhänger aller anderen Parteien frei, um Angriffe sowohl auf die diskutierenden Kandidaten als auch deren Anhänger unter den Postern zu Posten.
Ein besonderes Tickerevent ist der Opernballticker. Dieser ist zu 99% Ernstbefreit und nimmt daher eine Sonderstellung unter den Tickern ein.
Weiters gibt es noch zu speziellen Anlässen Ticker, wie zb. Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen oder aber auch politischen Ereignissen. Diese orientieren sich dann an dem jeweils ähnlichsten Haupttypus, für Sportticker ist das zb. der Fußballicker.

Nach dieser kurzen Einführung in die einzelnen Tickerarten kommen wir nun zu den Tickeranten. Dabei ist zu beachten, dass jeder Tickerant je nach Tickerart und persönlichem Interesse zwischen den verschiedenen Tickerantentypen wechseln wird.
Die Tickerantentypen beziehen sich jeweils auf einen Tickertyp.
In Fußballtickern, um die Reihenfolge wie oben zu gestalten, gibt es dabei diese Typen der Tickeranten: Big-Brother-Tickeranten, die den Ticker überwachen und an jeder für sie interressanten Stelle Postings absetzen.
Dabei spielt das Spiel nur eine Untergeordnete Rolle. Der Big-Brother-Tickerant hat dabei den Ticker als Herz seines Aufbaus, der eingerahmt wird von seiner Posting-Übersicht, einem Fenster in dem die Postings der von ihm Gefollowten überwacht werden können und einem Fenster in dem eine Suchmaschine geöffnet ist. Sofern der Fernseher nicht vom PC aus im Blickfeld ist, ist außerdem noch ein Stream in einem weiteren Fenster geöffnet. (Fenster können heirbei uach nur Tabs im Browser sein, zwischen denen nach Bedarf gewechselt wird)
Dieser Typ hat im allgemeinen einen goßen Monitor, um diese Vielzahl an Fenstern möglichst gleichzeitig überblicken zu können.
Eng verwandt mit dem Big-Brother-Tickerant ist der Spaßtickerant. Die geöffneten Fenster sind gleich, werden allerdings noch ergänzt durch eine GIF-Seite, gegebenenfalls Wikipedia und eine Seite mit "Unnützem Wissen" um die Mittickeranten unterhalten zu können.
Das Gegenteil des Spaßtickeranten ist der On-Topic Tickerant. Er hat ein großes Interesse am gezeigten Spiel, der Fernseher nimmt hier die zentrale Position ein und der Ticker wird nur über einen Laptop oder ein Tablet verfolgt, die Anzahl der geöffneten Fenster neben dem Ticker ist gering und umfasst mitunter nicht mehr als eine Echtzeittabelle, um die Situation für die eignene Mannschaft beobachten zu können.
Als Sonderform des Spaß- oder auch Big-Brother-Tickeranten ist auch noch der Uninteressierte Tickerant zu erwähnen. Dieser Typus interessiert sich nicht für das gezeigte, sondern ist ausschließlich am Ticker interessiert. Sollten im Ticker aber zu wenige Spaßtickeranten aktiv sein, so wird der Uninteressierte Tickerant den Ticker bald verlassen, da er ja am Thema eingetlich nicht interessiert ist.

Bei Prozesstickern ist die ausgangslage anders. Es gibt keinen Stream, die einzigen Informationsquellen sind der Tickeru nd Vorwissen der einzelnen Tickeranten auch Fernseher wird keiner benötigt.
Daher, und aufgrund der oft (Arbeits-)Tagfüllenden Länge, eignen sich Prozessticker hervorragend als Zeitvertreib fürs Büro. Bei diesen Schreibtischtickeranten darf derr Ticker im Normalfall nicht zu auffällig sein, da sonst negative Konsequenzen drohen.
Ein Schreibtischtickerant wird daher nur wenige Tabs verwenden, er ist in diesem Sinne ein "Tickerant-Light", die für den Fußballticker vorgestellten Typen gelten weiter, aber alle nicht unbedingt notwendigen oder auffälligen Fenster oder Tabs werden ausgespart oder nur temporär geöffnet.
In jedem Fall aber ist die Beschäftigung mit einem Prozessticker eher zyklisch angelegt, Phasen hoher Aufmerksamkeit (und meist hoher Postingfrequenz) wechseln sich mit ruhigeren Phasen ab. Da dies für jeden Tickeranten individuell verschieden ist, erstreckt sich übber den gesamten Ticker ein Mindestmaß an Aktivität, die beteiligten Tickeranten wechseln sich aber ab.

Anmerkung: Die Unterteilung der Ticker erfolgt hier nach dem behandelten Thema, es ist aber auch eine Unterteilung nach der Dauer, in fokusierte und diffuse Ticker möglich, wobei erstere kürzere Ticker sind, also zb. Fußballticker oder solche zu Wahlkonfrontationen, während die längeren Prozessticker und Wahlticker zu den diffusen Tickern zählen.
Die Bezeichnungen "fokusiert" und "diffus" beziehen sich dabei auf das zu beobachtende Postingverhalten. Bei einem fokusierten Ticker posten nahezu alle Tickeranten über die gesamte Dauer, während bei den diffusen Tickern das oben erwähnte zyklische Verhalten vorherrscht.

Für Wahlticker gelten andere Regeln als für die anderen Ticker. Sie sind in gewisser Weise die Königsklasse der Ticker (wobei dieser Titel drchaus auch dem Fußballticker zugesprochen werden kann).
Die emotionale Beteiligung ist hoch, es gibt viele weitere Informationsquellen und die Dauer ist im allgemeinen Tagfüllend. Da Wahlen nicht während der Arbeitswoche stattfinden, können sich beteiligte Tickeranten stärker auf den Ticker konzentrieren, die Typen sind dabei ähnlich denen im Fußballticker, allerdings herrscht im allgemeinen eine Erwartungshaltung vor und alle Typen sind in größerem Maße am Thema interessiert, der Typus des Uninteressierten Tickeranten ist hier quasi inexistent.

Für Wahlkonfrontationsticker gelten die selben Regeln wie für Fußballticker.

Der Opernballticker hat eine sehr besondere Zusammensetzung der Tickeranten. Uninteressierte Tickeranten und On-Topic Tickeranten sind sehr selten, der On-Topic Anteil der Postings und sogar der Redaktions-Meldungen ist gering, dafür herrschen hier die Spaßtickeranten vor, dieser Ticker ist ihr Reich.

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