Montag, 29. Juli 2013

Machen Videoblogs dumm?

S.g. Hr. Misik!

Während Ihr Beitrag durchaus interessant anzusehen und -hören ist, so ist er letztlich trotzdem nichts anderes, als ein plumper Versuch, zu provozieren.
Mein erster Gedanke dazu war, ein Posting dazu zu schreiben. Mir ist aber schnell der Platz ausgegangen, da Ihr Video, so man eingehend darauf Antworten will, einen kleinen Roman verursachen würde.
Kurz gesagt bewegt sich Ihre Ausdrucksweise auf genau dem Niveau, das Sie anonymen Postern vorwerfen, es widerlegt also gleich eines Ihrer darin vorgebrachten Argumente.
Ihr dargebrachtes Niveau rechtfertigt auch eigentlich nicht eine genauere Beschäftigung mit den Inhalten, schließlich könnten Sie mit ihrer Theorie, es könnte anstecken sein, recht haben.
Daher kurz meine Zusammenfassung: Ihr Video quillt geradezu über vor Verallgemeinerungen, ist im Ton immer wieder unhöflich und, selbst wenn man es unter der Annahme ansieht, dass Sie dadurch das Niveau in einem Forum wiedergeben wollen, so hätten ist es immer noch zu Einseitig, zu plump, um mehr zu sein als pure Provokation.
Und wenn das Ihr Ziel war, so hätten Sie es auch gleich lassen können, es gibt bereits genug Trolle unter den Standard-Nutzern, die das provozieren wesentlich besser beherrschen als Sie.

MfG
hugolino


PS.: Nachdem ich mich nach dem Lesen des Videos sofort an die Arbeit gemacht habe, den oben angesprochenen Roman zu verfassen, bin ich im Zuge des Schreibprozesses zu den oben angeführten Schlüssen gekommen. Da zu diesem Zeitpunkt aber bereits ein Teil des Romans fertig war und es mir zu Schade wäre, ihn auf meiner Festplatte verkommen zu lassen, stelle ich hier noch den bereits fertigen Teil zur Verfügung, der etwa 5-10% des Videos abhandelt.

Gleich zu beginn Ihres Videos werfen Sie eine Reihe negativer Begriffe in den Raum, beziehungsweise dem Zuseher entgegen und präsentieren dies dann als "primäre Charaktereigenschaft" der feigen (weil anonymen) Poster. Überhaupt führen Sie sehr viel (negatives) auf die Anonymität zurück. Rüpelhaftes verhalten zum Beispiel. Dieses erlebt aber auch im öffentlichen Raum. Rücksichtslose Autofahrer, rassistische Auswüchse, Streit.
Der virtuelle Raum, das Internet, ist ja nicht eine vom Rest der Welt abgekoppelte Dimension, sondern jedes Element im Internet hat seine Entsprechung in der "echten" Welt. Zeitungen, Fanklubs, Spiele, Treffpunkte für Gleichgesinnte, beides gibt es sowohl in digitaler als auch in analoger Form. (und aus dieser "echten" Welt schwappt auch der aggressive Ton in die "unechte" über. Sie stellen es umgekehrt dar, was unlogisch ist. Woher soll der Ärger, sollen die Aggressionen den kommen? Macht das Öffnen des Browsers aggressiv? Auch die Begegnung mit dieser Aggression führt nicht automatisch zu ihrer Verbreitung. Oft sind es gerade die ruhigen, überlegten Äußerungen, die die stärksten Reaktionen zur Folge haben.)
Der größte unterschied ist die Menge der Beteiligten. Während man am Stammtisch mit einer sehr überschaubaren Menge an Leuten diskutiert, lacht, streitet, so ist dieser Zahl im Internet keine Grenze gesetzt. Und gerade diese Menge, die aus oft sehr unterschiedlichen Menschen besteht, deren Zusammensetzung ständig variiert, führt zu einer Erweiterung des eigenen Horizonts. Man wird mit Meinungen konfrontiert, die im eigenen Bekanntenkreis mitunter nicht präsent sind. Manche Mitdiskutanten haben vielleicht weitaus bessere Kenntnisse der Materie als der Anstoßgeber (zb. der Autor eines Artikels) und können bringen sich sachlich ein.
Kurz: Man wird aus seiner gewohnten Blase herausgerissen und mit neuem konfrontiert (stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich feststellen musste, dass auch Rapid-Fans normale Menschen sind, mit denen man sich nicht zwangsläufig vor der UPC-Arena prügeln muss).
Diese Konfrontation mit Neuem, mit andersartigen Menschen, Dingen und Ideen führt oft zu einer Erweiterung der Weltsicht und funktioniert im Normalfall ausgezeichnet. Bei manchen führt sie aber auch zur Abschottung und zur automatischen Ablehnung. In seltenen Fällen ist diese Ablehnung universal, normalerweise ist sie auf Themengebiete beschränkt, in denen sich der oder die Betroffene gut auszukennen glaubt oder die sehr emotional besetzt sind (zumindest für den Betroffenen).
Die Äußerung passiert dann meist im Affekt, die Anonymität (bzw. Pseudonymität) ist dabei nebensächlich.
Was eine Abwendung von der weit verbreiteten Anonymität im Internet daher bewirken würde, ist folgendes: 
  • Kaum eine Reduktion an unpassenden, überzogenen und/oder unüberlegten (oft spontanen) Äußerungen. Ein Beispiel dafür sind Sie, Hr. Misik und ihr Video.
  • Eine Behinderung von Menschen, die auf Anonymität angewiesen sind.
  • Überlegte Postings würden abnehmen, da insbesondere bei kontroversen Themen Leute davor zurückschrecken werden, ihre Meinung kundzutun, aus Angst, sie könnte sich negativ auf ihr Familienleben, ihren Freundes- und Bekanntenkreis oder ihre Arbeit (sei es als Arbeitgeber oder -nehmer) auswirken. Nicht jedes Thema ist es wert, sich bei jemandem Unbeliebt zu machen.